Eine alternative Methode, Oleander-Stecklinge zu bewurzeln.

 

Die Versuche mit dieser Methode beziehen sich auf Regionen mit kalten Wintern,  also wo man Oleander in Töpfen hält und nicht auf den mediterranen Raum oder den Süden der USA, obwohl man diese Methode dort natürlich genauso anwenden könnte.

 

Voraussetzung und Fragestellungen.

 

Man sagt, Stecklinge schneidet man am besten im Frühjahr. Da ist die Pflanze am kräftigsten - kommt nach der Winterruhe "in Saft" und die Stecklinge bewurzeln am leichtesten. Das ist richtig. Doch für den "Oleander-Gärtner" ist das der falsche Zeitpunkt. Die Pflanzen sollten im späten Herbst oder  beginnenden Winter geschnitten werden. Der Platz im Winterquartier ist immer zu knapp; da sollte man die Blattmasse verkleinern und die Zweige zurückschneiden; dann lassen sich die Pflanzen auch leichter zusammenbinden; Krankheiten und Schädlinge lassen sich leichter bekämpfen.

 

Im Frühjahr hat man genug damit zu tun, die Oleander aus dem Winterquartier zu holen, sie wieder an Licht, Luft und Sonne zu gewöhnen - besonders wenn man viele Pflanzen  hat. Warum verlegt man da nicht die ganze Stecklings-Bewurzelung in die Wintermonate?

 

Steckt man Stecklinge, einzeln oder mehrere zusammen, in Erde (die richtige möglichst sterile Erdmischung) hat man keine Kontrolle über den Fortgang der Bewurzelung. Manche Stecklinge treiben aus, bewurzeln also offenbar, andere vertrocknen oberirdisch - verfaulen unterirdisch und stecken andere auch noch an.

 

Stellt man die Stecklinge in Wasser (je nach Aufwand und Menge mit oder ohne Abdeckung) sieht man zwar den Fortgang der Bewurzelung, hat jedoch, wenn man mehrere Stecklinge gemeinsam in einem Gefäß hat, bald das unvermeidliche Gewirr von Wurzeln, vermischt mit den nicht funktionierenden (verfaulenden) Stecklingen.

 

Grundsätzlich gedacht: Man sollte sich mit der Vermehrung durch Stecklinge im Jahresablauf dann beschäftigen, wenn sich die Mutterpflanzen im Ruhestadium/Winterquartier befinden.

 

Feuchtigkeit, Wärme, Dunkelheit.

 

Was braucht der Steckling, um gut, schnell und möglichst sicher zu bewurzeln?

 

Feuchtigkeit. Damit ist gemeint eine feuchte Atmosphäre, also eine möglichst hohe Luftfeuchtigkeit. Befindet sich der Steckling nur in der feuchten Atmosphäre und nicht in einem nassen Medium (Wasser), hat er weniger Kontakt mit der Umgebung und ist steriler zu halten.

 

Wärme. 25 - 30 Grad sind optimal, um Wurzelbildung anzuregen. Die Temperatur sollte möglichst konstant gehalten werden. Es kommt auch auf die Menge der Stecklinge an - von einer kleinen Warmhalte-Box bis zu einem Wärmeschrank. In unserem Fall war es eine  Stellage im Heizraum einer Zentralheizung und die Temperatur schwankte in der Praxis zwischen 20 und 30 Grad.

 

Dunkelheit. Ein Steckling in der Erde hat es auch dunkel; der Wurzelbereich liegt in der Dunkelheit. In der Praxis neigt bei ständiger Dunkelheit der Steckling dazu, über seine ganze Länge Wurzeln zu bilden. Bekommen die Stecklinge jedoch hin und wieder ein wenig Licht und Luft und die Quelle der Feuchtigkeit ist eben unten, wissen sie sehr schnell, wo sie ihre Wurzeln richtigerweise machen sollen - nämlich am unteren Ende.

 

Zusammengefasst meint das: "Bewurzelung unter kontrollierten Bedingungen unabhängig von der Jahreszeit".

 

Es wurde keine Bewurzelungs-Hilfe (Bewurzelungs-Hormon) verwendet.

 

Die Methode.

 

Die leicht anwendbare Methode, auch für eine größere Menge Stecklinge ist die Bewurzelung in Reagenzgläsern (Eprouvetten). Immer unter den Bedingungen, man kann während des gesamten Ablaufes genau kontrollieren, was passiert und unabhängig von der Jahreszeit.

 


Es werden Reagenzgläser der Größe 100x20mm verwendet. Als Halterung dienen Styroporplatten mit entsprechenden Löchern. Als Material, das die Feuchtigkeit hält wird Perlit verwendet und zwar der saugfähige Agro-Perlit (nicht der wasserabweisende Perlit für Dämmungszwecke).

In die Reagenzgläser wird eine kleine Menge Perlt gegeben, dieser wird befeuchtet (am besten  mit einer Injektionsspritze oder einer Pipette), darauf werden dann der Stecklinge einzeln aufgesetzt. Der Perlit sorgt im Reagenzglas für die feuchte Atmosphäre; eine Abdeckhaube über alle Gläser gewährleistet, dass die austreibenden Stecklinge außerhalb der Gläser genügend Luftfeuchtigkeit haben, um nicht zu vertrocknen.


Weiter zum genauen Ablauf der Bewurzelung am Beispiel von Splendens Giganteum.

Stecklinge von Spl. Gig. lassen sich bekanntermaßen eher leicht bewurzeln.


Weiter zum genauen Ablauf der Bewurzelung am Beispiel von Géant des Batailles.

Stecklinge von GdB. lassen sich schon etwas schwerer bewurzeln.


Weiter zum genauen Ablauf der Bewurzelung am Beispiel von Petite Salmon.

Stecklinge von Pet. Sal. lassen sich eher schwer bewurzeln.